Wann hören wir mit den Leckerlis auf?

Im Hundetraineralltag kommt mir wahrscheinlich kein Satz so oft unter wie „wann reduzieren wir denn nun die Leckerlis “ 🙂 Teilweise begründet damit, dass die Hundehalter ungern Futter in der Tasche mitschleppen, teilweise aber auch durch andere Hundehalter und „Experten“ suggeriert.

Die Sache mit den Belohnungen …

Alles was der Hund für uns tut (also brav an der Leine zu laufen, ruhig im Café neben uns zu liegen, Sitz-Platz-Bleib, folgsam an anderen Hunden vorbeizugehen, und vieles mehr …) ist Arbeit für den Vierbeiner. Vieles davon entspricht nicht dem „natürlichen“ Verhalten, dass der Hund normalerweise in dieser Situation zeigen würde. Damit wir also für uns erwünschte Verhaltensweisen bekommen, müssen diese entsprechend belohnt werden.

Uns geht es im täglichen Arbeitsleben ähnlich: wir gehen (hoffentlich) gerne arbeiten, aber auch nur dann, wenn wir eine entsprechende Bezahlung erhalten. Wir tun es nicht nur deshalb, weil wir unseren Chef so lieb haben 🙂

Belohnung heißt aber nun nicht, dass der Hund permanent Futter erhält (wobei Futterbelohnungen für uns Menschen zumeist am Einfachsten umsetzbar sind), hier eine Liste an unterschiedlichen Belohnungen: https://hundefaelle.at/belohnungen-im-hundetraining/

Die variable Belohnung


Das Wichtigste vorab: Belohnungen können niemals komplett weggelassen werden! Denn wenn ein Verhalten keine Belohnung mehr nach sich zieht, wird der Hund es irgendwann auch nicht mehr zeigen. Belohnungen gibt es also das komplette Hundeleben lang, allerdings kann man irgendwann auf die variable Belohnungsrate umstellen: der Vierbeiner wird nun nicht mehr nach einem fixen Plan belohnt, sondern zufällig. Also zum Beispiel nicht mehr bei jedem richtigen Verhalten, sondern einfach immer mal wieder. Dabei sollte man als Hundehalter möglichst undurchschaubar sein (z.B. nicht jedes zweite gute Verhalten belohnen). Über einige Zeit werden so die Belohnungen deutlich weniger (aber enden niemals!).

Dabei sollte man folgendes beachten: befindet man sich in stressigen oder für den Hund schwierigen Situationen, dann sollte es wieder deutlich mehr Belohnungen geben! Wird erwünschtes Verhalten unter erschwerten Bedingungen gezeigt, dann sollte es sich für den Hund so richtig lohnen.

Wann reduzieren wir denn nun endlich die Leckerlis?

Wie jede gute Frage kann auch diese nicht allgemein beantwortet werden – es muss dazu die individuelle Persönlichkeit des Hundes, der Entwicklungsstand und die allgemeine Lebenssituation betrachtet werden. Generell sollten die Leckerlis erst dann reduziert werden, wenn der Vierbeiner das entsprechende Verhalten verlässlich zeigt – also dann, wenn es keine Fehlversuche mehr gibt. Verschlechtert sich durch die Reduktion die Verlässlichkeit des Verhaltens, dann wurde entweder zu schnell reduziert, oder es war noch zu früh.