Aktuell entscheiden sich immer mehr (zukünftige) HundehalterInnen für einen Tierschutzhund . Eigentlich eine tolle Sache wenn mehr Second-Hand-Hunde vermittelt werden! Wie immer gibt es einen großen Haken: mit der Zahl der Übernahmen steigt auch die Zahl der „Rückgaben“. Einige Hunde werden geradezu zum Bumerang und kommen immer wieder zum Vermittler zurück oder werden weitergereicht.
Für die Betroffenen Hunde ist dieser Ablauf katastrophal – eine absolut traumatische Erfahrung. Immer wieder aufgenommen zu werden, sich halbwegs sicher zu fühlen und dann innerhalb kürzester Zeit das zu Hause wieder zu verlieren 🙁 diese Hunde tun sich bald schwer damit eine Bindung zum Menschen aufzubauen – sie werden zu häufig enttäuscht!
Woran liegt das?
Ich denke verschiedene Faktoren spielen mit: die neuen Halter haben überzogene Erwartungen an ihr neues Familienmitglied. Traumatisierte Hunde entwickeln sich nicht innerhalb von Wochen zum perfekten Familienhund – es dauert Monate bis Jahre, bis der Hund Ängste überwinden und Vertrauen aufbauen kann. Von einem traumatisierten Menschen würde niemand erwarten dass er innerhalb von Wochen geheilt ist. Warum erwarten wir es also von unseren Hunden? Außerdem werden die Ziele teilweise zu hoch gesteckt: nicht jeder Hund kann zukünftig überall mitgenommen werden, nicht jeder Hund eignet sich zum Therapie- oder Assistenzhund.
Tierschutzvereine trifft sicher oft eine Mitschuld: es werden Hunde in städtische Umgebungen vermittelt, die daran nicht gewöhnt sind! Es werden Probleme schöngeredet oder gar verschwiegen! Auch wenn es ein ehrenvolles Ziel ist möglichst viele Tiere zu retten: wenn sie zum Wanderpokal werden nützt Ihnen das leider nichts, sondern traumatisiert sie nur noch schlimmer!
Was ist als zukünftiger Hundehalter zu tun?
Geduld mitbringen!
Jede Verhaltensanpassung braucht Zeit, Ängste zu überwinden dauert um ein vielfaches länger. Innerhalb von wenigen Wochen wird kein Hund zum perfekten Begleiter. Je nach Vorerfahrung des Vierbeiners dauert es mehrere Monate, bis der Hund einen entsprechenden Grundgehorsam hat und auch in stressigen Situationen umsetzen kann.
Verständnis!
Der allerwichtigste Punkt! Nicht alles wird von Beginn an perfekt klappen, aber das muss es auch gar nicht! Das Motto sollte sein: „Nichts muss, Alles kann.“
Wille zur Weiterbildung!
Kein Hund ist gleich, jedes Training muss individuell auf das Tier zugeschnitten werden. Das erfordert Weiterbildung und Offenheit.
Realistische Ziele!
Wie bereits oben erwähnt eignet sich nicht jeder Hund für jede Aufgabe bzw. für jeden Sport. Auch ist nicht jeder Hund dafür geeignet den Halter permanent zu begleiten. Die Ziele müssen realistisch gewählt sein um Frust zu verhindern. Sie werden am Besten mit einer unabhängigen Person besprochen um objektiv bleiben zu können.
Professionelle Unterstützung von Beginn an!
Bereits vor Übernahme sollte man einen qualifizierten (gewaltfreien) Trainer suchen. Viele Fehler können so verhindert werden und von Beginn an wird eine gute Basis geschaffen. Außerdem ist es hilfreich eine Ansprechperson zu haben, die bei allfälligen Schwierigkeiten sofort Antworten geben bzw. helfen kann.