Letzte Woche durfte ich in einer Facebook-Gruppe wieder einmal eine Diskussion über das Wegnehmen der Futterschüssel miterleben. Leider ist der Gedanke noch immer allgegenwärtig, dass jeder Hund sich jederzeit alles wegnehmen lassen muss. Funktioniert das nicht bzw. knurrt oder schnappt der Hund beim Versuch sogar, dann wird dem Vierbeiner schnell Dominanz unterstellt und die abstrusesten Ideen entstehen, wie man das „Problem“ sofort lösen kann.
Muss sich der Hund die Futterschüssel wegnehmen lassen?
Versetzen wir uns doch mal in die Lage des Hundes – ich stelle mir vor, dass ich ziemlich hungrig bin und mir eine leckere Pizza vor die Nase gestellt wird. Ich habe gerade ein Stück gegessen und möchte nach dem Nächsten greifen, da läuft jemand hin und reißt mir den Teller weg. Würde ich das lustig finden? Wohl eher nicht! Es könnte tatsächlich in Aggression enden, ich verteidige mein Futter nämlich. 🙂
Was erwarten wir also für eine Reaktion von unserem Hund, wenn wir ihm einfach so das Essen wegnehmen? Es kommt sehr stark auf die Rasse und den individuellen Charakter des Hundes an, wie er bei so einer Handlung reagieren wird. Es gibt drei Möglichkeiten: einige, sehr wenige (!) Hunde wird das komplett kalt lassen. Viele Vierbeiner werden gestresst reagieren, ihren Frust aber nicht durch Aggression zeigen. Und dann gibt es noch die Gruppe der Hunde, die mit Aggression auf dieses Verhalten reagieren werden.
Egal wie der Hund reagiert – in jedem Fall wird es den Hund eine Menge an Impulskontrolle kosten hier nicht „negativ“ zu reagieren! Impulskontrolle, die dann vielleicht für andere Handlungen fehlt.
Wenn ich also weiß, dass meine Handlung potentiell zu Aggressionsverhalten führen kann, warum sollte ich sie dann ausführen? Eigentlich wäre es ziemlich unsinnig das zu machen, oder? Stellt man diese Frage in Social Media-Beiträgen, dann kommt häufig die Antwort, dass es wichtig ist dem Hund alles wegnehmen zu können, denn es könnte ja Gift sein. Das stimmt, es ist tatsächlich wichtig, dass man dem Hund Futter wegnehmen kann! Aber ist es dazu sinnvoll einfach wahllos die Futterschüssel wegzunehmen? Nein, ganz sicher nicht!
Was kann passieren, wenn man so vorgeht?
Wie oben schon erwähnt, kann man durch so ein Vorgehen Aggressionsverhalten hervorrufen. Aber nicht nur deshalb ist es unsinnig: der Hund lernt so auch, dass der Mensch unberechenbar ist und tolle Sachen einfach wegnimmt. Der Vierbeiner wird den Halter zukünftig also genau im Auge behalten. Im schlechtesten Fall hat der Hund gelernt sich möglichst schnell vom Halter zu entfernen bzw. alles Leckere möglichst flott zu schlucken, damit es nicht weggenommen wird! Hat der Hund dann tatsächlich Gift gefunden, wird es sehr schwierig werden, ihm das problematische Futter wegzunehmen.
Wie kann man es besser machen?
Man trainiert mit dem Hund das Signal „Tauschen“ – so lernt der Vierbeiner, dass es sich für ihn lohnt, wenn er leckere Sachen seinem Halter gibt. Tendiert der Hund dazu, draußen alles Fressbare zu suchen und zu schlucken, dann empfiehlt sich systematisches Anti-Gift-Köder-Training. Dabei kann natürlich auch die Futterschüssel miteinbezogen werden – durch gut aufgebautes Training kann der Hund natürlich lernen, dass es kein Problem ist, wenn die Futterschüssel kurz verschwindet.
Dieses Training muss man aber auch nicht übertreiben – es ist sehr wichtig, dass der Hund auch in Ruhe sein Futter fressen darf.