Der Hund und die Führung

Zuletzt habe ich unter einem Beitrag über gewaltfreies Hundetraining eine interessante Diskussion darüber gelesen, warum man nicht ohne Strafen oder „Korrekturen“ mit diesem oder jenem Hund arbeiten kann. Abgesehen davon, dass diese Argumentation nicht stichhaltig ist, ist mir eines sehr klar geworden: sehr viele Menschen haben Angst davor, dass der Hund die Führung übernimmt! Daraus resultieren dann verschiedene – oft unsinnige oder gewalttätige Maßnahmen – damit dieses Ereignis auf keinen Fall eintritt. Doch kann das überhaupt passieren? Und woher kommt diese große Angst davor?

Woher kommt diese Angst?

Dazu muss man sich zuerst fragen, was bedeutet Führung eigentlich? Laut Definition von Florian Becker ist Führung „die zielgerichtete Beeinflussung des Erlebens und des Verhaltens von Einzelpersonen und von Gruppen innerhalb von Organisationen“. (1) So beschrieben bedeutet Führung, dass man die Macht hat Andere zu beeinflussen.

Haben wir also Angst davor, dass uns der Hund zu stark beeinflusst? Dass er uns zu Handlungen bringt, die wir gar nicht tun möchten? Dass der Hund beginnt uns zu leiten? Das glaube ich tatsächlich nicht J Ich denke, dass die Angst vielmehr darin begründet liegt, dass der Hund nicht folgt und nicht in jeder Situation unter unserer Kontrolle steht. Doch das hat tatsächlich nichts mit Führung zu tun, sondern vielmehr mit Erziehung!

Denn egal wie gut wir meinen den Hund „führen“ zu können – gute Führung ersetzt keine Erziehung! Um keinen Kontrollverlust erleben zu müssen, sollte man beim Training vor Allem daran arbeiten, dass der Hund verlässlich folgt. Und das erreicht man definitiv nicht, wenn man den Hund durch Strafmaßnahmen oder Korrekturen einschüchtert.

(1) Florian Becker: Mitarbeiter wirksam motivieren. 2015.

Ist die Angst berechtigt?

Nein, auf keinen Fall. Unsere Hunde stehen so stark unter unserer Kontrolle, dass das gar nicht möglich ist. Wir entscheiden, wann sie hinauskommen und sich lösen können, wann sie ihr Futter bekommen, wann sie Kontakt mit Artgenossen haben, wann sie sich fortpflanzen dürfen, etc. Diese Liste könnte man unendlich weiterführen. Tatsächlich sind sie so stark kontrolliert, dass es auch zu einer Einschränkung des Wohlbefindens kommen kann. Wir sollten also eher Angst davor haben den Hund zu stark zu kontrollieren als umgekehrt.

Fazit

Ich denke, dass wir alle sehr stark von Medien beeinflusst werden und damit auch irrationale Ängste übernehmen. Doch man sollte sich davon nicht unter Druck setzen lassen. Viel wichtiger als der Fokus auf Konstrukte wie Führung, Dominanz etc. ist eine vernünftige Erziehung und der Aufbau einer gesunden Beziehung.