Die Gretchenfrage: Brustgeschirr oder Halsband?

Während vor einiger Zeit Hunde ausschließlich am Halsband geführt wurden, haben Hundehalter heute eine deutlich höhere Auswahl um ihren Hund entsprechend zu sichern. Dabei stellt sich aber ein neues Problem, denn man muss sich mit einer der am häufigsten diskutierten Fragen der Hundewelt befassen: sollte man seinen Vierbeiner lieber am Halsband oder am Brustgeschirr führen? Hier einige Überlegungen dazu!

Wie auch beim Menschen liegen im Halsbereich des Hundes einige sensible Strukturen. Dazu zählen die Luftröhre, der Kehlkopf, die Halsschlagadern, die Halswirbelsäule und nicht zuletzt die Schilddrüse. Trägt der Hund nun ein Halsband, auf das Zug einwirkt, kommt es zu Problemen: durch Zug wird zum Beispiel die Luftröhre verengt. Der Hund leidet also unter verringerter Luftzufuhr, was vor Allem im Sommer und für brachicephale Rassen sehr kritisch sein kann. Durch die fehlende Atemnot wird der Kreislauf beeinträchtigt.

Durch Zug am Halsband wird außerdem die Durchflussmenge der Halsschlagadern beeinflusst – zieht der Hund an der Leine sind Blutzufuhr & Blutabfluss des Hirns gestört. Wird das Gehirn nicht mit ausreichend Blut versorgt, sind Verarbeitungsprozesse gestört und es kann unter Anderem zur Ohnmacht kommen.

Ein Halsband stimuliert zusätzlich die Schilddrüse. Die dauerhafte Einwirkung auf dieses Organ steht in Verdacht eine Entzündung des Organs auszulösen, die wiederum zu einer Unter- oder Überfunktion und damit zu verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten führen kann.
Besonders kritisch ist die Verwendung eines Halsbandes in Kombination mit einer Flexileine oder einer Schleppleine. Läuft der Hund mit Schwung in die Leine können Wirbeln der Halswirbelsäule ausgerenkt werden.

In Hinblick auf diese gesundheitlichen Aspekte ist die Antwort auf die Frage ganz klar: ein gut passendes Brustgeschirr verhindert die genannten gesundheitlichen Probleme!

Gegen diese Fakten hört man häufig die Argumentation, dass der Hals des Hundes ohnehin sehr stark bemuskelt ist und diese Muskeln vor Schäden schützen. Leider trifft das nur auf den seitlichen Bereich des Halses zu, die oben genannten Strukturen liegen ungeschützt an der unteren Halsseite bzw. wie die Halswirbeln im oberen Halsbereich.

Das Führen des Hundes am Halsband kann außerdem Verhaltensprobleme begünstigen: ein Zug am Halsband bzw. ein Leinenruck am Halsband führt immer zu einem Schmerzreiz beim Hund. Schmerzen können Angstverhalten und/oder Aggressionsverhalten verursachen und sollten deshalb in jedem Fall verhindert werden.

Ein Beispiel: zieht der eigene Vierbeiner zu anderen Hunden hin, spürt er beim Anblick der Artgenossen immer Schmerzen. Über kurz oder lang wird der Hund die Schmerzen mit dem Anblick der Hundefreunde verbinden. So entsteht schnell eine Fehlverknüpfung, die zu Verhaltensproblemen führen kann. Ein gut passendes Brustgeschirr verhindert Schmerzen, auch wenn der Hund an der Leine zieht.

Ja, definitiv! Die wenigsten Hunde sind so gut leinenführig, dass NIE ein Zug am Halsband entsteht. Ist der Hund zum Beispiel sehr an einer Schnüffelstelle interessiert, ist die Leinenführigkeit schnell vergessen. Ebenso, wenn sich ein netter Hundefreund nähert.

Immer wenn der Hund an der Leine geführt wird, besteht also die Gefahr, dass Zug aufs Halsband einwirkt. Damit entstehen wieder alle oben genannten, gesundheitlichen Risiken. Läuft der Hund ausschließlich frei, ist ein Halsband selbstverständlich ausreichend. Dies ist jedoch aufgrund von gesetzlichen Bedingungen bei den wenigsten Hunden der Fall.

Bei sehr großen oder stark bemuskelten Hunden ist es natürlich schwieriger, den Vierbeiner zu sichern, wenn er loszieht. Besteht ein ungünstiges Kräfteverhältnis zwischen Hund und Hundehalter, sollte immer doppelt gesichert werden: also am Brustgeschirr und am Halsband! Das Halsband sollte hier aber nur zur Sicherung dienen, dass der Hund nicht wegläuft. Der Hauptteil des Zuges sollte IMMER am Brustgeschirr liegen um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.

Wird der Hund an der Leine am Halsband geführt, besteht immer die Gefahr, dass Zug aufs Halsband kommt und es dadurch zu gesundheitlichen Problemen kommt. Deshalb werden meine Hunde, sowie alle Hunde, die ich trainiere, immer mit Brustgeschirr geführt.