Gefährlicher Stress?


Im Hundetraining wird häufig von Stress beim Hund gesprochen. Dabei wird häufig automatisch ein negatives Bild im Kopf des Hundehalters generiert. Denn der Begriff „Stress“ ist mittlerweile ein fixer Bestandteil des menschlichen Sprachgebrauchs und meistens wird damit etwas Unangenehmes bezeichnet: Zeitdruck, Terminnot, Hetzerei, psychische Belastung, ein unüberwindbarer Problemberg etc.

Dabei ist Stress an sich nichts Negatives! Stress ist nur eine Reaktion des Körpers, die es ihm ermöglicht, sich auf verschiedenste Anforderungen einzustellen. Tatsächlich werden laufend neue Anforderungen an den Körper gestellt: Hunger, Durst, neue Situationen, die es zu bewältigen gilt, Sozialkontakt etc. Deshalb ist Stress etwas, das ständig passiert und das auch in keinem Fall verhindert werden kann.

Bewältigbare oder unkontrollierbare Stresssituationen?


Wichtiger als die Frage ob der Hund gestresst ist, ist die Unterscheidung in bewältigbare und unkontrollierbare Stresssituationen:
Bewältigbare Stresssituationen wirken positiv anregend – auf den Hund, aber auch auf den Menschen 🙂 Es sind Situationen, in denen schnell Bewältigungsstrategien gefunden werden können. Diese vermitteln ein Erfolgserlebnis, das stimuliert und leistungsmotivierend wirkt. Das Individuum schafft es über sich hinaus zu wachsen. Aber Achtung: obwohl diese Erfahrungen anregend wirken, sind ausreichend Ruhezeiten notwendig, damit sie gut verarbeitet werden können. Sonst gerät der Hund schnell in eine Überforderung.

Unkontrollierbare Stresssituationen sind im Gegensatz dazu schädlich: der Hund wird überfordert und kann keine Bewältigungsstrategie finden. Da es keinen Ausweg gibt wird das Wohlbefinden negativ beeinflusst. Reaktionen auf diese Situationen sind häufig Angst- und Aggressionsverhalten. Wird der Hund häufig in unkontrollierbare Situationen gebracht, kommt er in eine Negativspirale und verliert jedes Selbstbewusstsein. Das ist also in jedem Fall zu vermeiden!

Fazit

Es kommt also gar nicht so sehr darauf an, jeden Stress beim Hund zu vermeiden (eine Vorstellung, die ohnehin utopisch ist). Wichtiger ist es, sich zu fragen WELCHER ART von Stress man den Hund aussetzt und ob er ausreichend Ruhezeiten hat um alle Eindrücke zu verarbeiten.