Eines der – meiner Meinung nach – wichtigsten Themen im Hundetraining! Viele Trainer sagen von sich selbst gewaltfrei zu arbeiten und auf aversive Methoden zu verzichten. Doch was ist damit überhaupt gemeint?
Gewaltfreies Arbeiten bedeutet meiner Meinung nach, auf alle Trainingsmethoden zu verzichten, die das Wohlbefinden des Hundes negativ beeinflussen. Zum Thema Wohlbefinden gibt es unterschiedliche Definitionen. Wohlbefinden kann zum Beispiel als das Vorhandensein von positiven Emotionen und auf das Fehlen von negativen Emotionen definiert werden.1 Dabei ist es wichtig, dass unter Anderem alle Formen von Schmerz eine negative Emotion triggern.
Das bringt uns schon zum nächsten Punkt – was ist Gewalt im Hundetraining? Ich definiere es für mich wie folgt und verzichte deshalb auf alle Trainingsmethoden, die zu Folgendem führen:
Schmerz oder Leid: Alle Trainingsmethoden, die darauf abzielen dem Hund Schmerzen zuzufügen. Dazu zählen natürlich alle Formen von physischer Gewalt wie Schläge, Tritte, Kneifen etc. Aber auch Formen von „versteckter“ Gewalt, die aber ebenso Schmerz verursachen: die Verwendung von Leinenrucks, (dünnen) Halsbändern, spezielle Anti-Zug-Geschirre, Maulschlaufen, die das Hecheln verhindern.
Angst: Alle Trainingsmethoden, die darauf abzielen den Hund zu ängstigen oder ihn zu erschrecken. Dazu zählt vor Allem die Arbeit mit diversen Wurfgegenständen (Rütteldose, Schlüsselbund, Schuh, etc.), aber auch die Verwendung von Wasserspritzen oder das bewusste Einschüchtern des Hundes. Aber auch den Hund in Situationen bringen, die bewusst Angst oder sogar Panik auslösen, damit „der Hund sich daran gewöhnt“.
Überforderung: Den Hund bewusst in Situationen zu bringen, die für ihn nicht bewältigbar sind und zu Angst- und/oder Aggressionsverhalten führen. Häufig geht diese Trainingsmethode damit einher, dass der Hund für unerwünschtes Verhalten bestraft wird.
Damit ist aber auch ein Lebensstil gemeint, der dem Hund zu wenige Ruhephasen ermöglicht. Auch dies ist meiner Meinung nach eine Form von Gewalt am Hund.
Unterforderung: Hunde brauchen – wie alle Lebewesen – Erfahrungen auf vier Ebenen: verschiedene Sinneseindrücke, kognitive Erfahrungen, körperliche Bewegung und soziale Kontakte.² Werden diese Bedürfnisse nicht befriedigt, dann kommt es zu vermehrtem Stress und Verhaltensauffälligkeiten.
Strafbasiertes Hundetraining: Alle Trainingsmethoden, die darauf abzielen den Hund absichtlich in Situationen zu führen, die Fehlverhalten auslösen um ihn dann dafür bestrafen zu können. Aber auch Trainingsmethoden, bei denen der Hund immer Feedback für „Fehlverhalten“ bekommt, aber nie für richtiges Verhalten belohnt wird.
Einsatz von „Rangreduktionsmaßnahmen“: Wie bereits hinlänglich bekannt haben „Rangreduktionsmaßnahmen“ nichts im modernen Hundetraining zu suchen. Die Anwendung von Alphawurf, Schnauzengriff, Einschüchterung und anderem ist nichts anderes als Hundetraining, das auf Schmerz oder Angst basiert.
Fazit
Modernes Hundetraining sollte auf Vertrauen und Respekt basieren. Deshalb hat keine der oben genannten Maßnahmen etwas in der Hundeerziehung verloren!
1Abele, A., and P. Becker. „Wohlbefinden–Theorie.“ Empirie, Diagnostik (2. Aufl.) Weinheim, Juventa (1994).
²Hallgren, A. Stress, Angst und Aggression bei Hunden. Cadmos Verlag GmbH Schwarzenbek. (2011)