Der Mythos, dass der Hund niemals zuerst durch die Tür gehen darf, hält sich leider sehr hartnäckig. Das ist ein typischer Glaubenssatz, der von Hundehaltern oft nicht hinterfragt, sondern einfach ungeprüft umgesetzt wird. Vermutlich deshalb, weil er nach wie vor in vielen Fernsehsendungen, Social-Media-Gruppen, Foren, etc. verbreitet wird.
Das führt dazu, dass ich bei Trainingsstunden häufig schon zu Beginn des Spazierganges mit Konflikten konfrontiert bin: der Hund möchte, dass der Spaziergang möglichst schnell startet, ist dementsprechend aufgeregt und will flott hinaus. Der Mensch hingegen will, dass der Hund artig wartet, bis er aus der Tür ist und das Los-Signal kommt. Das ist eine Übung, die den Vierbeiner sehr viel Impulskontrolle kostet und schnell in Frustration ausartet, wenn sie nicht entsprechend trainiert wurde.
Woher kommt’s?
Der Durch-die-Tür-geh-Mythos kommt aus der klassischen Dominanz-Theorie. Dabei wird behauptet, dass der Rudelführer immer als Erstes gehen muss, um seinen Rang zu „sichern“. Nun ist die Dominanz-Theorie schon lange widerlegt worden und wir wissen, dass der Mensch gar kein Rudelführer sein kann J Mensch und Hund sind zwei unterschiedliche Arten, die kein Rudel bilden können.
Aber selbst wenn man unbedingt der Rudelführer sein möchte, macht es keinen Sinn unbedingt zuerst durch die Tür gehen zu wollen. Der Rudelführer würde sich eher im Hintergrund halten um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen und den Überblick behalten zu können.
Wann macht es Sinn?
Es gibt aber durchaus Gründe warum es sinnvoll sein kann, den Hund nicht durch die Tür stürmen zu lassen:
– Man hat keinen Vorplatz, und steht nach der Haustür direkt auf der Straße.
– Man wohnt an einer stark befahrenen Straße.
– Man wohnt an einer Straße, auf der sich viele Personen bewegen.
– Der Hund zeigt Angst- oder Aggressionsverhalten und der Halter möchte sich die Umgebung genau ansehen, bevor der Hund hinausstürmt.
Dabei darf man nie vergessen: jedes gewünschte Verhalten muss zuerst schrittweise trainiert werden! Zwingt man den Hund einfach dazu, dann wird der Vierbeiner gestresst und frustriert und das gewünschte mit großer Wahrscheinlichkeit nicht umsetzen können.