Letzte Woche ging es um häufige Argumente, die für die Nutzung eines Halsbandes aufgeführt werden. Ein Argument habe ich dabei noch nicht beleuchtet: „Mein Hund mag das Brustgeschirr nicht!“. Um zu verstehen, was im Hund vorgeht, muss man das Verhalten beleuchten, dass er im Kontext Brustgeschirr zeigt!
Meideverhalten?
Zeigt der Hund beim Anziehen des Brustgeschirrs Meideverhalten? Läuft er weg oder versteckt er sich sogar? Für dieses Verhalten kann es verschiedene Gründe geben!
Der Hund empfindet es als unangenehm, wenn der Halter sich über ihn beugt! Für viele Hunde wirkt das Darüber-Beugen durch Menschen einschüchternd, es wirkt bedrohlich auf sie. Häufig hilft es hier schon, wenn der Halter sich hinhockt und dem Hund sein Brustgeschirr so anzieht.
Der Hund möchte den Kopf nicht durch das Geschirr stecken. Den Kopf irgendwo hindurch zu stecken, kann für manche Hunde bedrohlich sein – vor Allem bei Tierschutzhunden kann hier eine traumatische Erfahrung die Ursache sein. Für diesen Fall gibt es spezielle Brustgeschirre, die sich am Hals öffnen lassen, damit der Hund seinen Kopf nicht hindurch stecken muss. Außerdem sollte langsam und schrittweise daran trainiert werden, dass der Hund irgendwann ein gängiges Geschirr anziehen kann.
Der Hund hat Angst davor spazieren zu gehen. Dann liegt die Ursache nicht beim Brustgeschirr, sondern die unangenehme Situation des Gassigehens wurde mit dem Anziehen verknüpft. Hier muss vorrangig daran gearbeitet werden, die Ängste zu lindern!
Abstreifversuche?
Lässt der Hund sich das Brustgeschirr anziehen, möchte es aber immer wieder abstreifen?
Das Brustgeschirr sitzt nicht gut! Ein gut sitzendes Brustgeschirr sollte weder die Schulter blockieren, noch in der Achsel einschneiden oder in die Weichteile drücken – hier ein detaillierter Bericht dazu: https://hundefaelle.at/das-gut-sitzende-brustgeschirr/
Das Geschirr schränkt die Bewegungsfreiheit ein! Bei vielen sogenannten Norwegergeschirren ist die Schulterbewegung nicht uneingeschränkt möglich – dies kann sehr störend sein und dazu führen, dass der Hund sein Geschirr nicht mehr gerne anziehen mag.
Zerstörungsversuche?
Versucht der Hund das Brustgeschirr zu zerstören? Kaut er daran wenn er unbeaufsichtigt ist?
In den meisten Fällen ist die Ursache hierfür ein Übermaß an Stress! Ist der Hund überfordert oder hat er keine Möglichkeiten Stress abzubauen, dann äußert sich das teilweise in einem übermäßigen Kaubedürfnis. Hier sollte ein Maßnahmenplan erstellt werden, um die Stressbelastung generell zu senken. Außerdem sollte der Hund das Brustgeschirr nicht tragen, wenn er unbeaufsichtigt ist bzw. genügend Alternativen zum Kauen haben.
Fazit
Es gibt natürlich – vereinzelt – Hunde, die das Tragen eines Brustgeschirrs tatsächlich nicht angenehm finden. Häufig sind dies hypersensible Hunde, die Berührungen grundsätzlich nur begrenzt mögen. Diese sind aber deutlich seltener als man glaubt! Meistens liegt es eher am Besitzer, wenn der Hund sein Brustgeschirr nicht anziehen mag.