Zuletzt habe ich über versteckte Gewalt im Hundetraining geschrieben. Ein Beispiel für einen nicht-empfehlenswerten Hundetrainer waren dabei unter Anderem unrealistische Zeitangaben. Das schreibt sich für mich als Hundetrainerin recht leicht, aber wie soll ein Hundehalter einschätzen können was realistisch ist und was nicht?
Nun ja, eine Einschätzung ist eigentlich gar nicht so schwierig, wenn man sich bewusst macht, wie lange der Hund ein gewisses Verhalten schon zeigt. Ein Beispiel: der Hundehalter möchte einen leinenführigen Hund. Der Hund ist jetzt zwei Jahre alt, er zieht seit dem Welpenalter an der Leine, drei Spaziergänge täglich, 365 Tage im Jahr. Er hatte also ca. 2.190 Spaziergänge um das –für uns unerwünschte – Verhalten zu üben. Hält man sich dieses kleine Rechenbeispiel vor Augen, dann wird einem recht schnell klar, dass das Problem nicht innerhalb von 3 Trainingsstunden gelöst sein wird.
Eine Gewohnheit, die sich über Jahre etabliert hat ist nicht leicht zu ändern – weder für uns Menschen, noch für unsere Hunde. Es ist aber natürlich nicht unmöglich J Wie gut und wie schnell das Training funktioniert hängt von vielen Faktoren ab: wie konsequent ist der Hundehalter, wie gut wird Management betrieben, wie oft wird trainiert, wie verlässlich wird das richtige Verhalten belohnt, etc. Werden alle diese Faktoren erfüllt, kann das neue Verhalten im Vergleich zur Vorerfahrung recht schnell trainiert werden. Mit mehreren Wochen bis hin zu einigen Monaten Training muss man allerdings in jedem Fall rechnen!
Wir können von unseren Hunden nicht erwarten, dass sie Gewohnheiten und trainierte Verhaltensmuster innerhalb von wenigen Stunden ablegen. Denn was wir Menschen nicht schaffen, können wir schon gar nicht von unseren geliebten Vierbeinern verlangen 🙂