Angeleinter Hund – Abstand halten!

Heute möchte ich einmal über ein wichtiges Thema schreiben, das eigentlich schon sehr oft angesprochen wurde: Warum man mit dem eigenen Hund Abstand halten sollte, wenn einem ein angeleinter Hund begegnet. Da die unzähligen Gründe, warum ein Hund an der Leine sein kann (Krankheit, Angst, Aggression, Training, etc.) schon sehr oft aufgezählt wurde, möchte ich das Thema heute von einem anderen Gesichtspunkt beleuchten: Warum sollte man zwei (grundsätzlich) verträgliche Hunde an der Leine nicht kontakten lassen?

Dazu möchte ich ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und meine heutigen Erfahrungen schildern: Nacho und ich waren heute beim Mantrailen. Während Nacho der Spur folgt, sollte er nicht von anderen Hunden gestört werden. Damit das nicht passiert, ergreife ich immer schon recht früh Maßnahmen, wenn eine Hundebegegnung bevor steht: Ich verlasse den Weg, gebe Nacho sein Kommando für Unterbrechung der Suche & platziere meine Hand vorne an seiner Brust (unser Zeichen für Abwarten). Dazu nehme ich auch eine eindeutige, körpersprachliche Pose ein, dass klar ist, das der Kontakt derzeit nicht erwünscht ist: ich drehe der ankommenden Person & ihrem Hund halb den Rücken zu, behalte beide aber trotzdem im Auge.

Nun hatten wir heute 5 Hundebegegnungen, weil wir in einem recht beliebten Gebiet getrailt haben. Zwei Hunde liefen frei & kamen direkt auf uns zu, ohne das der Besitzer irgendeine Reaktion gezeigt hätte. Beide konnten wir im Vorfeld halbwegs gut abblocken, so dass sie Nacho nicht stören konnten. Danach noch drei Hunde, die vorbildlich an die Leine genommen wurden. Trotzdem von jedem Besitzer die Frage: „Kann meiner nicht Hallo sagen?“. Nein, sorry, darf er nicht, weil wir gerade arbeiten. Dürfte er aber auch generell nicht, wenn mein Hund an der Leine ist!


Und damit sind wir nun beim eigentlichen Punkt, warum ich diesen Artikel schreibe. Es ist aus folgenden Gründen nicht sinnvoll, Hunde an der Leine miteinander kontakten zu lassen:

Man forciert dadurch das Leine-Ziehen des eigenen Hundes: wenn der Vierbeiner zu seinem Freund möchte ist die Leine in 90% der Situationen gespannt. Der Hund lernt also, dass Ziehen ihn zum Ziel bringt und erhält auch sofort seine Bestätigung dafür – er darf den Artgenossen begrüßen!

Hundebegegnungen an der Leine eskalieren schneller: die Leine ist eine Einschränkung des Bewegungsspielraumes. Sollte die Situation kritisch werden, weil einer der Hunde sich vielleicht bedrängt fühlt, können beide nicht ausreichend ausweichen. Eine Flucht ist also nicht möglich, weshalb es wesentlich schneller zu einer Eskalation kommt als im Freilauf, wo beide ausweichen können.

Hundebegrüßungen an der Leine sind ein reiner Stressfaktor: die Begrüßung von Artgenossen bringt an der Leine nur Stress, weil ein nettes Spiel mit anderen Hunden ohnehin nicht möglich ist. Das kurze Beschnüffeln bringt keinem der beiden Hunde etwas, gerochen haben sie sich ohnehin schon von Weitem.

Deshalb: Sozialkontakte sind für Hunde wichtig, an der Leine aber entbehrlich! Deshalb Abstand halten bei angeleinten Hunden (auch wenn mein Hund sehr verträglich ist).

Welpentraining!

Dies ist etwas, dass bereits im Welpenalter trainiert werden sollte. Klar ist es süß, wenn der Welpe jeden Artgenossen begrüßen möchte. Die ersten Monate ist das Verhalten vielleicht auch toleriert, weil der junge Hund entzückend ist. Spätestens wenn er ausgewachsen ist, wird es aber zu einem massiven Problem kommen: denn für den Hund ist es absolut unverständlich, warum das Verhalten bisher erlaubt war und nun ein Tabu ist. Nun muss viel Zeit investiert werden, um das Verhalten abzutrainieren.

Dies erspart man sich, wenn man bereits dem Welpen antrainiert, dass Kontakten an der Leine nicht erwünscht ist 🙂