Der Wert von Ruhetagen

Letzten Mittwoch war ich mit Nacho auf einem Obedience-Seminar, das von Anima Canis organisiert wurde. Ein wirklich toller Tag, an dem wir viel gelernt haben. Das Tagesseminar hat mir aber auch die Wichtigkeit von Ruhetagen wieder ins Gedächtnis gerufen! Deshalb mache ich das gleich zum Thema meines neuen Blog-Beitrags.

Stress beim Hund

Stress ist ein wichtiger Teil unseres Organismus und, wie ich schon öfter beschrieben habe, ist Stress überlebenswichtig: er sorgt dafür, dass wir in wichtigen oder gefährlichen Situationen eine höhere Leistungsbereitschaft zeigen können. Wir können uns also schneller auf ein Problem einstellen und haben die nötigen Kapazitäten um auf die jeweilige Situation zu reagieren.

In stressigen Situationen tut der Körper folgendes: einerseits wird die Sympathikus-Nebennierenmark-Achse aktiviert, die zur Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin führt. (1) Wenn es gelingt die Gefahr zu bewältigen, dann stoppt der Hirnstamm die Aussendung von Alarmsignalen. Dadurch wird die sympathische Aktivierung langsam gestoppt und der Körper kann zur Ruhe kommen und das Adrenalin im Blut abbauen (2).

Dauert die Situation allerdings länger an bzw. kann sie nicht schnell bewältigt werden, dann wird die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse aktiviert. Als Reaktion darauf wird Kortisol freigesetzt, das zu einer noch besseren Leistungsbereitschaft führt. Durch verschiedene Mechanismen halten sich diese Systeme in natürlichen Grenzen, die Ausschüttung von Kortisol wird ab einem bestimmten Zeitpunkt gestoppt. Nicht jedoch, wenn der Körper unter Dauerstress steht. Dann stoppt nämlich die Kortisol- und Adrenalinproduktion nicht. Der dauerhaft erhöhte Kortisol-Spiegel im Blut kann zu vielfältigen Fehlfunktionen und schwerwiegenden körperlichen Erkankungen führen (3).

(1) O´Heare J. 2009. Die Neuropsychologie des Hundes. Bernau: Animal-Learn-Verlag.
(2) Kaluza G. 2012. Gelassen und sicher im Stress. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.
(3) Benkert O. 2009. Stress und Drepression. In: Psychologie Heute 11(2011): 45 – 49.

Der Stress und die Ruhetage

Einerseits ist Stress also eine wirklich tolle Sache, da er in kritischen Momenten Energie für überlebenswichtige Dinge freisetzt. Nun verschwinden Stresshormone aber nicht so einfach aus dem Kreislauf. Je nachdem, wie intensiv die stressige Situation war, braucht der Hund kürzer oder länger um wieder in einen Ruhezustand zu kommen. Der Ruhezustand ist wichtig, damit es nicht zu Dauerstress kommt. Die Problematik dabei ist, dass der Körper nicht zwischen positivem, anregendem Stress (zum Beispiel Spiel, Training, Spaziergänge, Wanderungen etc.) und negativem, unkontrollierbarem Stress (Angst, Aggression, Frust, etc.) unterscheidet. Die körperliche Reaktion ist immer dieselbe.

Fehlen dem Hund nun die nötigen Ruhezeiten um die Stresssituationen zu verarbeiten und zur Ruhe zu kommen, dann sind häufig Angst- und Aggressionsverhalten, Hyperaktivität und anderen unerwünschte Verhaltensweisen die Folge.

Und nun kommen die Ruhetage ins Spiel: hat der Hund einen oder sogar mehrere Tage, die für ihn sehr stressig gewesen sind, dann empfiehlt es sich einen (oder auch zwei) Ruhetag(e) einzuplanen. Sie dienen dazu, dass der Hund die stressigen Ereignisse verarbeiten kann und sich die Stresshormone im Blut abbauen.

Was ist mit Ruhetag gemeint?

Ein Ruhetag sollte ein Tag sein, an dem deutlich weniger Aktivität eingeplant wird, als es normalerweise der Fall ist. Geht man an normalerweise jeden Tag viermal mit dem Hund Gassi, dann behält man diese Routine am Ruhetag auch bei – eine Änderung der Routine könnte ja auch wieder Stress hervorrufen. Jedoch verringert man die Gassizeiten deutlich. Geht man also normalerweise 30 min – 1 Stunde spazieren, dann geht man an Ruhetagen zum Beispiel nur 15 min und lässt den Hund dann wieder schlafen. Spiel- und Trainingssessions werden ebenfalls ausgesetzt oder deutlich verkürzt.
Zusätzlich ist natürlich alles erlaubt, was zur Stressreduktion beiträgt – Kuscheln, Kausachen, Kong, etc.

So hat der Hund die Möglichkeit sich komplett zu erholen. Ein netter Nebeneffekt ist, dass man als Hundehalter diesen Tag für diverse Erledigungen nutzen kann, weil der Hund ja ohnehin hauptsächlich schlafen sollte 🙂