Mythen der Hundeerziehung VI: Gewaltfreie Erziehung heißt, dass keine Regeln existieren.

Sehr häufig wird gewaltfrei arbeitenden Trainern vorgeworfen, dass die Hunde keine Regeln kennen und deshalb „ihren Platz in der Welt nicht respektieren“. Das ist natürlich Unsinn – Regeln sind für jede funktionierende Beziehung essentiell.

Tatsächlich ist es so, dass es viele Regeln gibt um einen reibungslosen Alltag zu ermöglichen. Diese können allerdings problemlos gewaltfrei umgesetzt werden.

Ein paar Beispiele aus meiner Familie:

Regel I: Von der Küchenarbeitsplatte darf kein Essen gestohlen werden J Layla kommt aus dem Tierschutz und hat anfangs alles gestohlen was nach Essbarem ausgesehen hat. Klarerweise ist dies nicht erlaubt. Deshalb wurde kein Essen mehr offen in der Küche liegen gelassen, sodass das Verhalten durch erfolgreiche Diebstähle nicht noch zusätzlich bestärkt wird. Wenn jemand in der Küche Essen zubreitet hat, wurde Layla für ruhiges Zusehen sehr hochwertig bestätigt. So konnten wir innerhalb kurzer Zeit das Klauen abgewöhnt – ohne, dass eine Bestrafung notwendig war!

Regel II: Es darf nicht gejagt werden! Nacho ist durch und durch ein Jagd-Püdel J Weglaufen bzw. Hetzen ist aber nicht erlaubt – einerseits weil es für ihn gefährlich ist, andererseits weil Wildtiere geschützt werden müssen. Durch entsprechende (gewaltfreie) Trainingsmaßnahmen arbeiten wir daran, dass Spuren nicht unkontrolliert verfolgt werden bzw. der Abruf perfekt funktioniert. Als Managementmaßnahme wird Nacho in sehr wildreichem Gebiet jedoch an der Leine geführt, da es für ihn hier zu schwierig wäre konzentriert zu bleiben. Also kann auch diese Regel ohne Bestrafung durchgesetzt werden.

Dies sind nur zwei Beispiele, die Überlegung kann unendlich weitergeführt werden. Welche Regeln gibt es bei euch zu Hause? Und können diese gewaltfrei umgesetzt werden?